5414 seconds on john cage-(2010)
theater en face bringt zusammen mit dem Musiker Udo Herbst einen abwechslungsreichen Abend zu Gehör und auf die Bühne. Inspiriert durch die Cageschen Methoden, werden Stimmen, Geräusche und Musik eingesetzt, entsteht eine Welt aus Text / Klang / Stille und ungewöhnlichen Formen der Präsentation.
Eine poetische, manchmal wilde Hommage, aber auch sanft und meditativ.
Präparierte Schauspieler geben geheimnisvolle Anweisungen oder singen eine Giftpilz-Motette, während Udo Herbst die europäische Harmonie in ihre Einzelteile zerlegt. Eine Einladung an offene Ohren, die anders als „unter der Überschrift eines allgemein verabredeten Gefühls“ (J.C.) lauschen wollen.
Credits
Alexandra Baensch, Elisa Franz, Udo Herbst, Manuel Talarico, Christoph Winges.
Presse
Das „theater en face“ macht schnell deutlich, dass man sich bei dieser Art von Theater verabschieden muss von üblichen Vorstellungen über Bühnenspiel oder Konzerte. Das Geräusch von raschelndem Seidenpapier wird zur Perkussion für mittelalterliche Gesänge mit Gitarrenbegleitung. Eine elektrische Gitarre wird von Musiker Udo Herbst mit dem Stabmixer zum Klingen gebracht. Es gibt Haiku-Rezitationen und Goethe-Zitate, Texte von Stephen Hawking und Meister Eckhart. Selbst die Stimme von John Cage ertönt im Raum wie eine Botschaft aus dem Jenseits.
Die Aufführung ist aufregend anders.
Westfälische Nachrichten, 01.11.2010
7-Collage aus Theater und Kunst in einem Labyrinth (2003)
Credits
Heike Appel, Marion Bertling, Benjamin Haag, Jan Küper, Xenia Multmeier, Uwe Rasch, Christian Völz
Konzept und Gestaltung: Uwe Rasch / Xenia Multmeier
Bühne / Labyrinth: Nikolas Lemonidis
Regie: Xenia Multmeier
Presse
Außergewöhnliche Produktion des theater en face – rätselhaft gestaltete sich „7“ schon vor dem eigentlichen Beginn: Von dem Projekt wussten die Zuschauer nur, dass sie sich von einer Primzahl durch den „Irrgarten des Lebens“ leiten lassen sollten, der mit Mitteln des Theaters und der bildenden Kunst gestaltet sei. (…) Die Unschlüssigkeit und Neugier war Teil des Konzepts einer Veranstaltung, die darauf ausgelegt war, durch ungewöhnliche Elemente zu irritieren und so eingefahrene Wahrnehmungs- und Denkstrukturen aufzubrechen. (…) Dort begegneten ihnen in 7 Räumen 7 Figuren, die jeweils einen anderen Lebensentwurf repräsentierten, in dessen Mittelpunkt Themen wie Sex, Identität, Gott, Wahnsinn, Tod, Familie, Zukunft standen. (…) Die Enge des Labyrinths, das eigene Entdecken seiner Räume und die sehr direkte Begegnung mit den Akteuren sorgten dabei für ein intensives Kunsterlebnis (…). In der „Deadly-Sinners`Lounge“, der in das Gesamtkunstwerk integrierten Bar, hatten die Besucher dann die Gelegenheit, darüber nachzudenken, zu philosophieren oder einfach nur einen außergewöhnlichen Abend nachwirken zu lassen.
Münstersche Zeitung, 25.11.2003
98 % - Safari in die Zivilisation-2 Theaterstücke zum Fremden in uns (2017)
(Tanz-)Performance über den Horror vor dem Fremden, nach einer Gothic Novel von Gustave Flaubert. Der aggressive Affe als Spiegel: Djalioh ist ein Halbwesen aus Mensch und Affe. Die weiße europäische Gesellschaft stigmatisiert ihn zum Monster. Er tötet die Frau, die er liebt. Dramatische Bilder (Tanz und Choreografie: Bruno de Carvalho) und poetische Sprache verbinden sich zu einem eindrucksvollen Theaterabend.
Stück II: Nimm hin und verschling es
Performance über das Misstrauen gegenüber der Zivilisation, nach dem "Bericht für eine Akademie" von Franz Kafka in einer begehbaren Theaterinstallation. Der starke Text von Kafka steht im Dialog mit bewegten und getanzten Bildern und Videoinstallationen (von der Performance- und Videokünstlerin Gilsuk Ko).
Credits
Stück I: Marion Bertling, Bruno de Carvalho, Stephanie Escudeiro-Kießling, Christoph Winges
Stück II: Sarah Giese, Vivien Hecht, Gilsuk Ko, Anne und Alexander Rolfes
Musik: Udo Herbst
Bühne: Wolfgang Mössing
Presse
"mitreißend getanzt von Bruno de Carvalho... eindringlich und bildstark... begeistertes Publikum" Gig-Magazin
"großartig gelungenes Vexierspiel" Westfälische Nachrichten
Andy Warhol-Stück über Leben und Werk des Künstlers (2005)
In fünf Bildern zu Arbeit, Schönheit, Identität, Sex und Tod zeigt theater en face Warhols Leben und Arbeit in den Sixties. Warhol selbst kommt zu Wort, seine Superstars inszenieren sich, leben, lieben und leiden - und werden zu Kunst.
Andy Warhols Kunst übt eine übersetzende Tätigkeit aus und führt diese zugleich ad absurdum. Sie entführt Personen und Gegenstände aus der Realität, reduziert sie zu Bildern und übersetzt sie in die Warhol-Sprache, die wir jederzeit wiedererkennen, aber nie verstehen können. Hierbei stellt sie auch zugleich entlarvend die Realität in Frage, denn das Gesicht der Monroe ist schon immer ein medial inszeniertes Konsumprodukt, insbesondere, wenn es wie in Warhols Siebdrucken, unmittelbar als Standbild einem Film entnommen ist. In diesem Sinne denkt das Programm von en face das Schaffen Warhols fort, in dem es Bilder aus der gelebten Kunst, bzw. dem künstlerisch überformten Leben Warhols in eine andere Kunstform übersetzt, dabei den Übersetzungsprozess selbst inszeniert und die Person in einer Weise ins Scheinwerferlicht rückt, die die Frage nach dem einen, echten Warhol nicht zulässt.
Mit Musik von David Bowie, The Velvet Undeground und Lou Reed, interpretiert von dem Gitarristen und Ausnahme-Musiker Udo Herbst.
Credits
Marion Bertling, Peter Eberst, Elisa Franz, Monika Jordanow, Uwe Rasch (Andy Warhol), Alexander Roggenkamp, Alexander Rolfes, Anne Schömann-Finck.
Musik: Udo Herbst
Regie: Xenia Multmeier
Presse
Unter der Regie von Xenia Multmeier hat sich das theater en face mit dem berühmt gewordenen Sohn slowakischer Einwanderer auseinander gesetzt. Auf der Grundlage von Interviews, Zeitungsberichten, Tagebüchern und Aussagen von Zeitgenossen ist eine dichte Szenenfolge entstanden, die den Künstler Warhol mit dem Menschen Warhol konfrontiert und dabei durchaus auf Widersprüche stößt. Dabei geht es dem achtköpfigen Ensemble nicht so sehr um eine rationale Aufarbeitung von Ereignissen. Was die Inszenierung sehenswert macht, ist die intuitive Annäherung an einen höchst sensiblen Menschen, der sich Zeit seines Lebens hinter einem kunstvoll geschaffenen Selbstbild versteckt, um nicht zu sagen in Sicherheit gebracht hat. Musikalisch unterstützt von Udo Herbst gelingt es den Schauspielern, die Atmosphäre einer Zeit einzufangen, in der die Kunst mit der Pop-Art (…) neue Wege suchte.
GIG im Dezember 2005
(…) Dabei werden lakonische Bonmots und das charakteristische „Ähm“ zum Besten gegeben, und es gelingt Rasch ausnehmend gut, Warhols tranige Art ins Deutsche zu übertragen. (…) Immer wieder wird dem Zuschauer die einstudierte Öffentlichkeitsarbeit mit subtilem Humor vor Augen geführt, und irgendwann liest der Künstler selbst Sätze wie „Oh mein Gott, ich falle gleich in Ohnmacht“ vom Zettel ab.
„Andy Warhol“ ist demnach weniger ein Theaterstück, eher eine Ausstellung, eine Ausstellung, in der Warhol selber die Hauptattraktion ist. (…) „Isn´t life just a series of images?“ soll Andy Warhol mal gesagt haben. Angesichts dieser hervorragenden Serie von Bildern kann man ihm da nur zustimmen.
Westfälische Nachrichten, 16.11.2005
theater en face zeigt beeindruckendes Warhol-Porträt - Eindrucksvoll wird das Leben und Wirken der amerikanischen Pop-Ikone der 60er Jahre gespielt. Während der Musiker Udo Herbst mit Gitarren-Pop und ausdrucksstarker Stimme eine fiktive Lebensgeschichte Warhols mit Liedern von David Bowie bis Iggy Pop erzählt, plaudert der einflussreichste Künstler des 20. Jahrhunderts aus seinem Kunstkästchen. (…) Uwe Rasch alias Warhol lässt glauben, der wahre Warhol stünde auf der Bühne. (…)
Münstersche Zeitung, 16.11.2005
Auf deine Schläfen tropft schwarzer Tau-Liebes- und Todeslyrik auf dem Hörster Friedhof (2000)
Credits
Joachim Aich, Marion Bertling, Benjamin Haag, Karin Lagemann, Hilgrun Marx, Kai Reinhart, Alexander Roggenkamp, Anne LeTouzé.
Regie: Xenia Multmeier
Presse
Das Theaterensemble verzauberte am Montagabend sein Publikum: Am späten Abend, um die Dämmerung und das Mondlicht auszunutzen, begann das ungewöhnliche Theaterprojekt. Ganz viele kleine Bühnen waren im Park entstanden, rote Fäden führten die Zuschauer von einem Gedicht und Schauspieler zum nächsten Ort des Vortrags. Zwischen den alten Bäumen und noch älteren Grabsteinen des Parks gelegen, immer wieder mit Fackeln bestückt, hingen rote Bänder an den Ästen eines Baumes, sehr effektvoll und einfach schön. Die Schauspieler, mit wenig Utensilien wie Äpfeln zum Jonglieren ausgestattet, erwarteten die Zuschauer und rezitierten gut ausgesuchte Texte von Gryphius über Hölderlin bis Trakl – wirklich gut.
Münstersche Zeitung, 31.05.2000
Bernhard. Ein philosophisches Lachprogramm-Stück über und mit Texten von Thomas Bernhard (2011)
Credits
Marion Bertling, Uwe Rasch (Thomas Bernhard), Anne Schömann-Finck, Alexander Roggenkamp, Alexander Rolfes, Torsten Rother, Christoph Winges
Presse
Multmeier und ihrem Ensemble gelingt es, die Tiefe Bernhards auszuloten und gleichzeitig seinen Humor in den Mittelpunkt zu stellen.
Münstersche Zeitung, 24.01.2011
Uwe Rasch als Bernhard genial besetzt - Das Schauspielerteam des „Theater en Face“ hat sich ein paar Perlen herausgefischt und präsentiert sie so, dass sowohl Hirn als auch Lachmuskeln genug Bewegung erhalten - ein kleines, feines Theaterschmankerl.
Westfälische Nachrichten, 24.01.2011
CityMachine-(2007)
Credits
Marion Bertling, Hilgrun Marx, Alexander Rolfes.
Musik: Udo Herbst.
Regie: Xenia Multmeier
Presse
Die Debütantin und die Hyäne-Die Leben der Leonora Carrington (2008)
Credits
Leonora Carrington: Marion Bertling
Musik: Udo Herbst
Regie: Xenia Multmeier
Presse
Eine Frau fällt aus der Welt. Gerade, wie eine Kerze, starr vor Lähmung, stürzt sie durch den Bühnenboden in einen Raum darunter. Der einzige Zugang, den der Zuschauer noch zu ihr bekommt, findet per Videoübertragung statt. Dieser vielleicht stärkste Moment aus Xenia Multmeiers Inszenierung illustriert, welche theatralische Kraft der Einsatz von Video haben kann. Eindrucksvolle Metapher für die Isolation einer wirren Seele und gleichzeitig die einzige grobkörnige und falschfarbene Verbindung zu ihr. Andererseits der Moment der Verunsicherung: Ist das, was man sieht, live, authentisch oder eine Konserve und manipuliert? Nach Dalí, van Hoddis, Warhol und Beuys hat die Regisseurin Biographie und Werk einer weiteren modernen Künstlerin als Ausgangsmaterial für einen bildstarken, episodischen Parforceritt einer Einzelgängerin durch die sperrige Menschenwelt gewählt. (…) Der Zuschauer wird in einen Strudel gezogen, der Leonoras Leben in surrealistischen Blitzen beleuchtet. Unterstützt von der dichten, überraschenden Inszenierung Multmeiers, der Musik und den adäquat schrägen Musikcollagen Udo Herbsts legt Carrington-Darstellerin Marion Bertling ein mitreißendes Solo auf´s Parkett, bei dem sie alle Register ziehen kann.
GIG im Dezember 2009
mutig – vielschichtige Emotionen
Westfälische Nachrichten, 17.11.2009
Die Muse mit der scharfen Zunge-Texte und Chansons der Zwanziger Jahre (2005)
In einer Collage von vier Bildern zeigt das Ensemble die verschiedenen Gesichter der Weimarer Republik: Im Salon schwingt ein Paar, das keineswegs den Stand der Ehe anstrebt, das Tango-Tanzbein, während gleich daneben eine Dame über den Un-Sinn der Liebe nachdenkt. Zwei Veteranen aus dem ersten Weltkrieg kommen zu Wort, eine Kleptomanin streckt singenderweise ihre langen Finger aus, und große Köpfe fragen sich: Wieso wählen? Und was tun mit der Macht nach der Wahl? Wie bei einem Kaleidoskop wechseln hier die Stimmungen, wobei einige der Texte immer noch hochaktuell sind.
Credits
Marion Bertling, Peter Eberst, Franziska Heßhaus, Alexander Roggenkamp, Ellen Zitzmann
Regie: Xenia Multmeier
Licht: Torsten Rother
Klavier: Ellen Zitzmann und Alexander Roggenkamp
Presse
Nicht zuletzt von diesen aktuellen Anklängen war das Publikum begeistert und spendete nach nach Ende des Stücks minutenlang Beifall.
Münstersche Zeitung, 02.05.2005
Das theater en face entfaltet ein ganzes Kaleidoskop an brüchigen Stimmungen. Die Weimarer Republik zeigt ihre mannigfaltigen Gesichter. In wenigen gut ausgesuchten Texten Liedern und Bildern, die dank Marion Bertling, Peter Eberst, Franziska Heßhaus, Alexander Roggenkamp und Ellen Zitzmann nicht nur sehr intelligent unterhalten, sondern immer wieder auch erschreckende Aktualität gewinnen.
Westfälische Nachrichten, 02.05.2005
Die Wiederaufnahme des Stücks überzeugte durch souveräne Darstellung, hervorragenden Gesang und detailgetreues Ambiente, gab den Zuschauern zu denken und ließ sie in stiller Begeisterung zurück.
Münstersche Zeitung, 12.10.2005
Dissidentia/Masse-deutsch-iranische Koproduktion (2018)
Drei Erzählstränge zeigen scheinbar unabhängig voneinander Vexierbilder aus dem Raum des Schweigens:
Eine politisch Verfolgte lotet die Grenze zwischen dem Sagbaren und dem Unsagbaren aus. Wem kann man noch trauen? Wer hört mit? Ihr eigener Blick wird verfremdet: Die Möbel in der vertrauten Wohnung wurden verrückt. Der haarscharf vorbeirasende Lastwagen: Zufall?
Die im Verhör erzeugte Kopf-Welt beginnt sich mit der Realität auf der Straße zu vermischen. Eine Frage spitzt sich immer weiter zu: fliehen oder sich anpassen? Doch in der Zuflucht stellt sich eine andere Frage: Wer wird ihr glauben?
Stumme Bilder des Körpers im ver/rückten Raum schieben sich in die Erzählwelt. Ein Stuhl scheint negativ aufgeladen, stößt seine Trägerin ab. Wasser dringt wie ein Feind in die Wohnung…
Eine weitere Ebene erzählt von Parandis: Sie ist Gegenspielerin auf allen Ebenen, Macht und Rede, Schweigen und Verbergen verkehren sich ins Gegenteil. Die iranische Astronomin, die aufgrund eines familiären Finanzskandals im Nimmerland wohnt und der nicht mehr erlaubt ist, in ihre Heimat zurückzukehren, philosophiert über die Ähnlichkeit ihres eigenen Schicksals mit der Geschichte des Sternes ARKTURUS. Die Grenzen ihrer Person werden durch die Aussagen anderer gezogen – sie ist nicht sicher, wer sie ist, denn sie wird definiert durch die Aussagen ihres Vaters, der Journalisten und der Leute, die sie über den Skandal kennen. Reicht das, um sie zu beschreiben, um zu wissen, wer sie jetzt ist? Aus dem Exil projiziert sie in die Zukunft: wer wird sie in 12 Millionen Jahren sein, wenn der Stern verglühen wird?
Credits
Marion Bertling
Donya Moghaddamrad
Uwe Rasch / Henning Seidel
Vivien Hecht (Tanz)
Xenia Multmeier (Regie)
Presse
"Mit „Dissidentia – Masse“ hat das Theater en face ein beklemmendes und psychologisch tiefgreifendes Stück über politische Verfolgung entwickelt. Die von Moghaddamrad persisch gesprochenen Texte (Übersetzung im Programmheft) definieren eine Art Niemandsland, in das Menschen geraten, die aus ihrer Heimat flüchten mussten. Die Sprache ist hier stark symbolisch gefärbt und bildet so einen deutlichen Kontrast zu den rational-analytischen Ausführungen. Hinzu kommt, dass die Schauspielerin vor einer Projektion steht, die nur ihren Kopf ins Licht rückt, während der Körper hinter einem orientalischen Teppichmuster verschwindet. Wie der Stern Arcturus, mit dem sie sich vergleicht, ist sie deutlich sichtbar, in Wirklichkeit allerdings Lichtjahre entfernt.
Ein wesentlicher Aspekt von „Dissidentia – Masse“ ist das Eindringen das Staates in die Privatsphäre des Menschen. Berling spricht von einem „Magnetkreis“, in dem sich Beobachter und Beobachteter befinden und aus dem es kein Entkommen gibt."
Helmut Jasny in den Westfälischen Nachrichten am 27.08.2018
Fiktionen-Theaterperformance über zwei parallele Universen (2021)
Credits
Frauke Barfues und María Bayarri Pérez (Tanz), Dr. Gerrit Althüser, Paula Berdrow, Marion Bertling, Lena Bodenstedt, Hans-Joachim Jakob, Petra Liebl, Uwe Rasch, Henning Seidel, Udo Herbst (Musik), Xenia Multmeier (Konzept und Regie)
Presse
"Manchmal findet man die Highlights eines Theaterjahres eher abseits des Mainstreams und der etablierten Häuser. theater en face ist mit seinem aktuellen Stück "Fiktionen" ein Überraschungscoup gelungen...ein wirklich, geistreiches, witziges und kurzweiliges Theaterstück." (Münstersche Volkszeitung)
Gefährliche Liebschaften -nach dem Briefroman von Choderlos de Laclos (2002) – Wiederaufnahme 2004 im „Il Bagno“, Steinfurt
Erfahrung spielt gegen Unschuld, Abgeklärtheit gegen vertrauensvolle Hoffnung. Der Weg bis zum bitteren Ende führt durch doppelbödige Dialoge und emotionale Hochspannung.
Credits
Marion Bertling (Tourvel), Jessica Henkel (Cécile), Xenia Multmeier (Émilie), Uwe Rasch (Valmont), Christoph Tiemann (Danceny), Ulrike Winkelmann (Rosemonde), Ellen Zitzmann (Merteuil)
Presse
Im ersten Moment denkt man: Ganz schön schneidig, die „Gefährlichen Liebschaften“ auf die engen Bretter der Studiobühne zu bringen – jenen berühmten Briefroman von Choderlos de Laclos. Und hat die tolle Verfilmung mit Glenn Close und John Malkovich den Stoff nicht derart an sich gerissen, dass sie nun endgültig in den Köpfen ist? Solche Bedenken schreckten die Truppe von „theater en face“ nicht. Sie zeigte vielmehr, dass es üppige Ausstattung in Hollywood-Opulenz gar nicht braucht, ja, dass diese sogar von den geschliffenen Dialogen ablenken würde. Weniger war hier wieder einmal mehr – viel mehr. Die Darstellung der talentierten Truppe um Regisseurin Xenia Multmeier machte rundum Spaß; die ausverkaufte Premiere wurde begeistert aufgenommen. (…)
Ellen Zitzmann gab die Marquise wahrhaft aristokratisch, weit entfernt von allen Teufelsweibern der Filmgeschichte. Sanft war die Stimme, damenhaft jedes Lächeln, hinter dem die Verschlagenheit immer nur kurz aufblitzte.
Und der Vicomte? Uwe Rasch war halb zynischer Dandy, halb unreifer Bengel, der sein teuflisches Spiel mit kindlichem Vergnügen treibt. Ironische Zwischentöne gab es reichlich. (…) Der bekannte Weg dorthin (zum Ende) war genussvoll anzuschauen.
Westfälische Nachrichten, 24.01.2002
HermannsSchlachten-(2008)
Das Projekt entstand begleitend zu der Tagung „Hermannsschlachten“, die gemeinsam von der Literaturkommission von Westfalen und der WWU Münster veranstaltet wird.
Credits
Uwe Rasch, Alexander Roggenkamp, Alexander Rolfes
Regie: Xenia Multmeier
Presse
Eine gelungene Inszenierung, die sich mit dem Mythos Hermann auf ebenso differenzierte wie unterhaltsame Weise auseinandersetzt.
Münstersche Zeitung, 01.07.2008
In einem Parforce-Ritt streben die drei Schauspieler durch ihre unzähligen Textquellen (…) begeisterten sie das Publikum. (…) gespickt mit klugen Gedanken, das hatte das Premierenpublikum noch nicht gesehen. Ironische Klasse besitzt auch das Ende der Aufführung. Aus dem Hintergrund singt stramm der stolze Deutsche (Alexander Rolfes) das bekannte „Als die Römer frech geworden“, während die zwei anderen Schauspieler schonmal die Bühne abräumen und das Licht ausmachen: „Sim serim sim sim sim sim!“
Westfälische Nachrichten, 01.07.08
Herr Dalí schießt ins Publikum-Traum. Texte. Surrealistische Szenen (2001)
Credits
Christoph Bohm, Benjamin Haag, Frank Hafemann, Anne LeTouzé, Sabine Michel, Xenia Multmeier, Alexander Roggenkamp , Ulrike Winkelmann
Regie: Xenia Multmeier
Presse
Überraschendes „Herr Dalí schießt ins Publikum – Das Ensemble um Xenia Multmeier hat eine zeitweilige Verschmelzung von Surrealismus und Realsatire geschafft. Abgehoben vom Alltag verblüffen die vier Männer und vier Frauen mit verschrobenen Perspektiven und wunderschönen Wortkombinationen. Die stimmungsvollen Szenenbilder verleihen den einzelnen Fragmenten dabei eine ganz besondere Spannung. „Herr Dalí schießt ins Publikum“ ist ein Stück voller Überraschungen: Was wird der Mann, der mit Barbie-Figuren behängt ist, wohl sagen? „Lilly Klotzelmeyer lebt!“, ruft er plötzlich und in seinen Augen flackert Fanatismus – Kopfschütteln, denn die Mitglieder des Ensembles überrumpeln das Publikum mit ambitioniert vorgetragenen Kuriositäten, machen es aber leicht, in diese merkwürdige Welt einzutauchen.
Westfälische Nachrichten, 30.05.2001
Einen ungewöhnlichen Theaterabend präsentiert das Ensemble - im letzten Jahr mit einem Balladenabend zu sehen, der sogar das ZDF auf den Hörster Friedhof lockte – auch in diesem Frühjahr.
Unter dem Titel „Herr Dalí schießt ins Publikum“ werden surrealistische Texte zu einer witzigen und abwechslungsreichen Revue verwoben. Erotische Fantasien und Sehnsüchte wechseln sich mit erstaunlichen Geschichten ab.
Münstersche Zeitung, 30.05.2001
hoddis.berlin -Collage in 7 Bildern über das Leben des Dichters Jakob van Hoddis (2002)
Credits
Heike Appel (Lotte Pritzel / Ärztin), Marion Bertling (Emmy Hennings / Mutter), Daniel Grimm (Albert Ehrenstein), Frank Hafemann (Kurt Hiller / Vater), Xenia Multmeier (die Nacht), Sarah Nellen (Tilla Durieux / Herta Hentig), Alexander Roggenkamp (Georg Heym), Christoph Tiemann (van Hoddis), Miriam Volmer (Else Lasker-Schüler / Pflegerin).
Licht: Xenia Multmeier, Torsten Rother.
Bühne: Nikolas Lemonidis
Video: Uwe Rasch
Presse
Die Textcollage aus Gedichten und Zeitdokumenten zeichnete nicht nur das einfühlsame Porträt von Hans Davidsohn, der - wie ein Gemisch aus Kurt Cobain und Klaus Kinski – als Jakob van Hoddis für kurze Zeit die Berliner Szene aufmischte, bevor er in die Schizophrenie versank. Zugleich entstand ein sprudelnd lebendiges Bild dieses Berlins (…) und in jeder Ecke ist das Jahr 2002 zu riechen. „hoddis.berlin“ hauchte dem literarischen Expressionismus Leben ein: sinnlich, poetisch, witzig, ergreifend. Der gesamte Raum der Bühne wurde genutzt, und mit einem wunderbar wandelbaren Bühnenbild entstanden immer wieder überraschende, starke Bilder aus unterschiedlichen Zeiten. Das vielschichtig-detailglitzernde „Poetical“ bestach durch einen großen emotionalen Spannungsbogen, sprühte vor Regieeinfällen energiegeladenen Ensembleszenen sowie zarten Momenten. (…) Ganz große Klasse war Christoph Tiemann als Hoddis.
Westfälische Nachrichten, 09.12.2002
Schon das erste Bild hat es in sich. Gemeinsam sitzen Darsteller und Zuschauer als Gäste auf der Bühne (des „neuen Klubs“ von 1912). Wenn sich die Berliner Bohemiens gegenseitig verspotten, gelingt aber noch mehr: Sie (die Regie) vereinnahmt das Publikum – spontanes Gelächter und Zwischenrufe nicht ausgeschlossen. So geht es weiter. Eindrucksvoll gespielt von Christoph Tiemann erlebt Hoddis in einem Rückblick seine trostlose Kindheit. (…) Das Ganze ist gelungenes Theater, dessen Beurteilung eine Zuschauerin auf den Punkt bringt: Schauspieler und Regie – das war alles profimäßig“.
Münstersche Zeitung 09.12.2002
I like my Sisters and my Sisters like me-Performance-Palimpseste - In Kooperation mit dem Pumpenhaus Münster (2015)
Was ist aus den Ideen der Künstlerinnen geworden, auf welches Echo stoßen sie heute?
Eine schöne Frau wird in eine weiße Kuh verwandelt und kann nicht mehr sprechen; ein junger Mann wird als Hirsch von seinen eigenen Hunden zerrissen.
Mit Geschichten und Mythen, mit Tanz und Performance erzählt theater en face von den verschlungenen Pfaden verbotener Lust, von tabuisierten Verstrickungen zwischen Männern und Frauen.
Haut reißt, Inneres wird offengelegt, Intimes erforscht. In vielschichtigen Bildern reagiert das Ensemble auf Performances von Künstlerinnen aus den letzten Jahrzehnten, wie etwa Yoko Onos berühmtes „Cut Piece“. „I like my Sisters and my Sisters like me“ interpretiert die Performances neu und spielt mit ihren Bedeutungsfeldern: Lust und Gewalt, eindringende Blicke und Strategien des Sich-Entziehens legen eine Spur durch das Stück, verbinden die losen Enden zu einem assoziativen Teppich aus bewegten Bildern und fragmentarischen Texten,- und was wäre ein Stück über Kunst von Frauen, wenn nicht auch Kleider und DAS Kleid der Kleider selbst ironisch und poetisch eine Rolle spielen würden?
Sechs Frauen und vier Männer ringen miteinander, reiben sich aneinander, finden zu einander in immer wieder neuen enigmatischen Bildern zur Live-Musik von Udo Herbst.
Credits
Paula Berdrow , Marion Bertling, Frank Bonczek, Frederic Clausen, Stephanie Escudeiro-Kiessling, Sarah Giese, Gilsuk Ko, Vivien Hecht, Torsten Rother und Christoph Winges.
Musik: Udo und Almuth Herbst.
Video: Gilsuk Ko.
Regie: Xenia Multmeier.
Presse
Bizarr, berührend und bereichernd. Die Performance-Palimpseste erforschen Identität, also Körper und deren Geistesgeschichte, als immer wieder überschriebene Pergamente, auf denen auch das Überschriebene noch durchscheint. Wie zum Beispiel das Video von Yoko Onos „Cut Piece“, das von Performances den Darstellerinnen, u.a. der Tänzerin Vivien Hecht und der koreanischen Performance-Künstlerin Gilsuk Ko, überlagert wird.
Die vielgestaltige, intelligente Musik stammt wieder von Udo Herbst. Abgesehen von der schwebenden Leichtigkeit und der teilweise sakralen Entrückung des gesamten Abends, liegt der besondere Charme des Stücks im starken, ergreifenden körperlichen und mimischen Ausdruck der Darsteller. Ein bizarr-berührender, unendlich subtiler, bereichernder Abend voller überraschender, humorvoller Momente, der wegen seiner vielfältigen Eindrücke und emotionalen Fülle mehrfachen Besuch lohnt.
GIG, Februar 2015
Eine spannungsreiche Produktion, in der die Perspektive immer wieder wechselt, mit Witz und Ironie und eindrucksvollen Metaphern.
Westfälische Nachrichten, 07.02.2015
in dubio-Rechtsphilosophie und die Zerstörung von Sinn (2012/13)
Aphorismen werden zu den kürzesten Liedern der Musikgeschichte sublimiert, die Band „nur Kafka ist Herta“ singt vielstimmig den Abgesang des Abendlands. Und wer sich schon immer gefragt hat, wozu eigentlich eine Radfahrlegitimation gut ist, bekommt hier Antworten.
Credits
Sarah Giese (Conférencieuse) Marion Bertling (Gesang, Herta-Müller-Texte) Elisa Franz (Gesang, Kafka-Texte) Udo Herbst (Musik) Anne Rolfes (Kafka Tagebucheinträge) Alexander Rolfes (Offizier /Strafkolonie) Torsten Rother (Reisender /Strafkolonie) Fred Clausen (Gehilfe /Prozess) Heiko Eilers (Gehilfe /Prozess) Christoph Winges (Verhafteter /Prozess) Heike Appel (Tanz)
Presse
In ihrer szenischen Textcollage setzt Xenia Multmeier mit theater en face kafkaeske Weltanschauung in Beziehung mit der kraftvollen Poetik Herta Müllers. Entstanden ist ein beeindruckender Theaterabend. (…) Dichtung, szenisches Spiel, Tanz und Musik vereinen sich zu einem wirkungsvollen Ganzen.
Münstersche Zeitung, 17.01.2013
Mitreißende Collage - Es geht um die Schrecken einer allmächtigen Bürokratie und Technikhörigkeit und um die Aufgabe des freiheitlichen Individuums in einer befremdlich wirkenden Welt, die immer mehr aus ihrem humanistischen Ruder gerät. Die sehr eindringliche Darstellung vom „Theater en face“ geht unter die Haut. Aphorismen (manchmal zu viele gleichzeitig) sausen wie Pfeile durch den Raum, der komplett bespielt wird. Wolfgang Mössing entwickelte ein Szenarium mit zugemauerten Türen und transparenten dunklen Schleiern, wie aus einem Albtraum. Das Publikum sitzt mittendrin, ist dem Geschehen so ausgeliefert wie der Bankangestellte Josef K. (energisch: Christoph Winges), der von grauen Wächtern verhaftet wird.
Spotlightartig switcht Regisseurin Multmeier ins Geschehen der „Strafkolonie“. Alexander Rolfes fasziniert als sadomasochistischer Offizier mit eindrucksvoller Sprachgewalt voller feiner Schattierungen.
Die Band „Nur Kafka ist Herta“ (Leitung: Udo Herbst) garniert die Collage mit Blues, Industrial, Ambient und sirenenhaften Gesängen. Die Versuche einer Befreiung spiegelt Heike Appel schließlich ohne Worte mit Tanz. Nach dem stürmischen Applaus bei der „in dubio“-Premiere am Dienstag verharrte das Publikum einige Augenblicke im Stillen.
Westfälische Nachrichten, 17.01.2013
kafkas ohr -mit Kafka durch Stille und Lärm (2004)
Kafka wird belästigt von nervtötenden Praktikanten, gepeinigt von quasselnden Unterportiers, bedröhnt vom Galopp einer lungensüchtigen Kunstreiterin, aber auch mal gestreichelt.
Eine poetische und komische Revue.
Credits
Nils Dörffer, Gaby Fildhaut, Elisa Franz, Björn Gotzes, Katharina Jockenhöfer, Monika Jordanow, Friederike Krumme, Ralf Matthias, Alexander Roggenkamp, Anne Schömann-Fink, Fabian Sigemund, Katja Völkl
Regie: Xenia Multmeier
Presse
Kafka ist gewiss kein Bühnenautor und doch sind die Versuche, seine Texte zu inszenieren, Legion, (…) (das Ensemble) steuert die Collage „Kafkas Ohr“ bei, und die ist sehr spannend (…) erstaunlich professionell (…). Immer wieder tauchen vom Spot beleuchtete Szenen aus dem Dunkel auf, werden innere Monologe zu bühnenwirksamer Aktion. Die Zuschauer können Kafka bei der Arbeit über die Schulter schauen. So etwa, wenn er die freudige Erregung bei der Heimkehr in ihr Gegenteil verkehrt und seinen Protagonisten in tiefer Verlorenheit hinterlässt. Es ist die Kunst Kafkas, scheinbar Selbstverständliches aufzubrechen, um den Abgrund dahinter sichtbar zu machen. Und es ist die Kunst der jungen Schauspieler, den Zuschauer in diesen Prozess fundamentalen Erschreckens mit hineinzuziehen.
Westfälische Nachrichten, 29.06.2004
Lena & the Ruins of Rock´n Roll-(2014)
Georg Büchner
I´m the chairman of the bored.
Iggy Pop
Lena tagträumt ihr Leben unter dem „Grauschleier“, in einer Atmosphäre, die alles ausbrüten kann, Rebellion und Terror, aber auch Poesie und Schönheit. Dandys des Pop und Punk begleiten sie auf ihrer inneren Fahrt von der romantischen Phantasie zu luziden Einsichten und manchmal zur Enttäuschung. In ihren Phantasien wirbelt sie durch eine Traumwelt und lässt die Puppen tanzen: Der biedere backende Nachbar wird zum verwegenen Sänger anarchischer Verse, Schwester und Vater verwandeln sich in philosophierende Zwerge, und die Büchner-Lektüre aus der Schule explodiert in tausend Sprachtrümmer mit durchschlagender Gewalt.
Lenas Zeit ist eine bleierne Zeit – sie zieht sich in ihre Zeit zurück, gegen den Absolutismus der Realität, trägt Radioaktivität in sich. Gedichte, Literatur, Theater sind für sie: ein Lebensentwurf bei dem man völlig die Hoffnung fahren lassen kann. (zitiert nach Romeo Castellucci)
Das Gedicht wird zum Gedicht eines immer noch Wahrnehmenden, dem Erscheinenden Zugewandten, dieses Erscheinende Befragenden und Ansprechenden; es wird Gespräch - oft ist es verzweifeltes Gespräch.
Paul Celan
Credits
Stephanie Escudeiro-Kiessling (Lena), Vivien Hecht (Lena von Pipi /Tanz), Sarah Giese (Ältere Schwester), Mareike Fiege (Jüngere Schwester), Marion Bertling (Mutter), Uwe Rasch (Vater),Torsten Rother (Nachbar), Inga Schwemin (Live-Kamera)
Xenia Multmeier (Buch und Regie)
Presse
In der Regie von Xenia Multmeier hat theater en face ein beeindruckendes Stück auf die Bühne gebracht. Ein Tanztheater voller poetischer Verse in Collagenform mit filmischen Elementen.
Westfälische Nachrichten, 17.11.2014
Lob der Stiefmutter-nach Mario Vargas Llosa (2008)
Die 40jährige Dona Lukrezia ist in zweiter Ehe glücklich mit Don Rigoberto verheiratet, so kommt sie auch zu einem Stiefsohn, Alfonso. Die attraktive Schönheit scheint auf ihn jedoch wenig mütterlich zu wirken, er beobachtet sie heimlich beim Baden und umwirbt sie. Während Lukrezia mit sich ringt, ob sie dem angenehmen, unmoralischen Kitzel nachgeben soll, zelebriert ihr Gatte allabendlich langwierige und komplizierte Waschungen, und das Hausmädchen Justitiana philosophiert sich ihre eigenen Weisheiten zu dem Geschehen frei nach Wittgenstein...
Credits
Alexander Roggenkamp, Alexander Rolfes, Anne Schömann-Finck
Live-Saxophon: Britta Tekotte
Bühnenfassung und Regie: Xenia Multmeier
Presse
Alexander Roggenkamp tauchte ab in die Charakter-Untiefen des betrogenen Ehemannes, (…), während sein Filius sehnsüchtige Liebesbriefe verfasst: In Windeseile hatte sich Roggenkamp als Teenager um Jahrzehnte verjüngt und strampelte im himmelblauen Lotterbett. Anne Schömann-Finck gurrte dann die Erotik-Skala von (stief-)mütterlichen Tönen hinauf bis zu Liebesseufzern – und war Sekunden später wieder das eilfertige Dienstmädchen Justitiana, das mit seiner Freundin abstrakt-philosophische Gespräche am Telefon abwickelte. Selbst der Erzähler Alexander Rolfes riskierte begehrliche Blicke hinter die Kulissen. Vargas-Llosa (Bühnenfassung und Regie: Xenia Multmeier) spart nicht mit erotischen Beschreibungen, ohne sich in Peinlichkeiten zu verirren. Britta Tekotte (Saxofon) kreuzte als melancholischer Wanderer die Bildflächen eines szenischen Erotikons, in dem die Welt durchs Nasenloch gesehen und doch die Liebe als Weg der Freiheit gefunden wird. Glänzend!
Münstersche Zeitung, 18.01.2008
Die Darstellung dieser Ambivalenz des Heranwachsenden ist das große Glanzlicht der insgesamt wirklich sehenswerten Aufführung. (…) Die Story hat das Potential zu einem schwülstigen Herumgeschmachte, doch nichts dergleichen war in der dichten Atmosphäre zu spüren. So war die Rolle des Hausmädchens Jusitiana eine wahre Wonne. Immer angelehnt an den Philosophen Wittgenstein nachdenkend, brachte sie so manche urkomische Szene zustande. Grandios waren ebenfalls die Körperreinigungsszenen. Da konnten sich die Zuschauer fast nicht mehr auf dem Stuhl halten. Einen Gutteil des humoristischen Potentials der Inszenierung ist dem Erzähler Alexander Rolfes zu verdanken, er führte durch die Geschichte und kommentierte fein ironisierend so manche Gedankengänge der Figuren.
Westfälische Nachrichten, 18.01.2008
Manhattan Cocktail -3 New Yorker Episoden (2009)
Robert Lowry war richtungsweisend für die amerikanische Nachkriegsliteratur, er inspirierte auch die Beat Generation. Sein Roman „The Violent Wedding“ („Tag, Fremder“) machte ihn schlagartig, wenn auch nur für kurze Zeit berühmt. In lakonischer Sprache und psychologisch einfühlsam schildert Lowry das Aufeinandertreffen der gegensätzlichen Welten von „Baby“ James Paris, einem Preisboxer aus Harlem und Laine Brendan, einer lebensmüden Künstlerin aus Greenwich Village, die kometengleich in einer kurzen und explosiven Begegnung verglühen. Bühnenfassung von Xenia Multmeier.
„Songs & Poetry“ spannt einen weiten Bogen von Walt Whitman über Langston Hughes, Thelonious Monk, Anne Sexton u.v.m. bis zu Jim Jarmusch und den Talking Heads. Eine Auswahl aus dem künstlerischen Hexenkessel, um den wechselnden Pulsschlag der Stadt wiederzugeben, einige ihrer Nervenbahnen freizulegen. Texte und Livemusik, mit Udo Herbst an Gitarre und Saxophon.
„Hollywood Ending“ schließt den Abend temporeich ab. Wie kann ein hypochondrischer Regisseur, psychosomatisch erblindet, einen Film drehen und dabei seine Ex-Frau zurückgewinnen? Woody Allens witzigste Dialoge, vor dem Hintergund seiner geliebten Stadt.
Credits
Teil 1:
Marion Bertling (Laines Mutter), Stephanie Escudeiro-Kiessling (Laine Brendan), Uwe Rasch (Dick Willis), Alexander Roggenkamp (Erzähler ), Bakary Sow (Baby James Paris)
Live-Schlagzeug: Simon Holthaus
Bühnenfassung und Regie: Xenia Multmeier
Teil 2:
Gerrit Althüser, Stephanie Escudeiro-Kiessling, Elisa Franz, Sarah Giese, Anna-Lena Hattenhorst, Udo Herbst, Franziska Heßhaus, Anne Schömann-Finck, Alexander Silva
Regie: Xenia Multmeier
Teil 3:
Gerrit Althüser (Tony Waxman, Assistant), Sarah Giese (Andrea Ford), Anna-Lena Hattenhorst (Sally), Franziska Heßhaus (Lori Fox), Jens Lanwer (Übersetzer), Uwe Rasch (Val Waxman), Torsten Rother (Al), Anne Schömann-Finck (Ellie), Alexander Silva (Mr. Ranjib), Manuel Talarico (Hal Yaeger)
Gitarre: Udo Herbst
Bühnenfassung und Regie: Xenia Multmeier
Presse
Berauschender Manhattan Cocktail – eine Vielfalt von Blicken auf die Metropole, heraus kam ein buntes Panoptikum der Stadtansichten, das sich sehen lassen kann. (…) Udo Herbst ließ mit seiner Musik den Puls der Stadt spüren. Vielfältig blitzen beim „Manhattan Cocktail“ die Aspekte und Facetten auf, an denen man sich berauschen kann. Was das theater en face da auf die Bühne gebracht hat, ist ein dichtes Panoptikum, eine zärtliche Liebeserklärung, ein Stadtführer ohne Karte – sehenswert!
Westfälische Nachrichten, 20.01.2009
Tolles Stück – mit der Bühnenfassung von Robert Lowrys Roman „Tag, Fremder“ eröffnete das theater en face seinen knapp dreistündigen „Manhattan Cocktail“. Wie vielfältig ein solches Getränk schmecken kann, demonstriert das 15köpfige Ensemble im zweiten Teil mit Songs und Texten von Walt Whitman bis Grandmaster Flash. Wo Manhattan drauf steht, muss Woody Allen drin sein. Multmeier inszeniert temporeich - Uwe Rasch spielt hintergründig und urkomisch.
Münstersche Zeitung, 20.01.2009
Mindwalk-Rezitation, Schauspiel, Hörinstallation (2002)
Beginnend in den Dachstübchen der Philosophen führt er bis hinunter in die Kellerräume des Gebäudes, die Requisiten- und Rumpelkammer der Bühne. Auf dem Weg nach unten und aus dem Gebäude hinaus, entlang an Fieberkurven und Gehirnwellen, begegnet man Wittgenstein, einer Patientin von Freud, wird gehirngewaschen, stolpert über Rilke und wird schlussendlich mit Kafka entlassen. Videoprojektionen arbeiten mit Täuschungen der Wahrnehmung, Hörinstallationen setzen äußere Umgebung und innere Bilder in Beziehung und die Schauspieler spielen was vor – aber hatten wir die Szene nicht schon gerade auf einem anderen Stockwerk gesehen? Nein, irgendwas ist anders…
Credits
Marion Bertling, Christoph Bohm, Jessica Henkel, Xenia Multmeier.
Video: Torsten Rother
Regie: Xenia Multmeier
Presse
“Mindwalk” – das klingt nach “walk-about”, dem rituellen Weg junger Aboriginies entlang der Traumpfade im australischen Outback. Durch das Outback des Gehirns führt die multimediale Textcollage des theaters en face, durch die Schreib- und Denkwelten von Kafka, Freud und Rilke, durch die konsensfreien Ansichten eines Killers oder durch den Verfall eines jungen Arztes, der zu viele Gehirne in den Händen gehalten hat.
Der aufmerksame Hirnwanderer wird reichlich belohnt mit amüsanten und anrührenden Erkenntnissen über sein Zentralorgan und dessen Sinn für das Absurde und das Spielerische, für dessen Witz und Zerbrechlichkeit. Neben den Spielszenen demonstrieren Hörspiel, Film und Videoprojektionen die unterschiedlichen Wahrnehmungsmuster des Gehirns. Die vier Darsteller unter der sensiblen Regie von Xenia Multmeier beherrschen die nuancierten Übergänge zwischen Komik und Ernst bravourös. Hinter jeder Hirnbiegung wartet eine neue Überraschung.
Westfälische Nachrichten, 22.10.2002
Mneme - Erinnerung, Gedächtnis-Trilogie (2018)
Premiere 10. Oktober 2018
Teil 1: Theaterinstallation „Tränen für Man Ray“: Tanz /Schauspiel. Texte: Friederike Mayröcker.
Die Herzen zerschlissen, die Eisblumen verblüht, die armen Seelen vergraben im Schnee – und die Erfahrung des Trosts, die in alltäglichen Begegnungen mit Natur und Menschen stecken kann. Die Lyrikerin Mayröcker schuf ekstatische Texte, die vom Überleben sprechen. Gesprochene und getanzte Bilder starker Gefühle und scharfen Geists.
Teil 2: Video- und Audioinstallation „UpRising“
Die international ausstellende Videokünstlerin Gilsuk Ko reagiert auf den Roman "Human Acts" von Han Kang, Literatur-Shooting-Star aus Südkorea, mit der Frage, wie sich Menschen mit traumatischen Erinnerungen in eine Gesellschaft integrieren können. Eindringlich-berückende Videos und Audiotexte von glasklarer Härte und poetischer Intensität. Der Gang durch die Ausstellung bietet eine intellektuelle und zugleich berührende Reise.
Teil 3: Lesung „Heimsuchung“ (Text: Jenny Erpenbeck) mit Jazzimprovisation.
Aus dem preisgekrönten Roman, gelesen von Marion Bertling, begleitet von den einfühlsamen Klavierimprovisationen von Münsters Jazz-Pianist Daniel Masuch. Über das jüdische Mädchen Doris, das nur noch in der Erinnerung überleben kann.
Gefördert von der Stadt Münster und vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Credits
Marion Bertling (Lesung und Schauspiel), Stephanie Kieswick (Schauspiel)
Bruno de Carvalho (Tanz)
Frauke Barfues (Tanz)
Daniel Masuch (Jazz-Piano)
Gilsuk Ko (Video)
Andreas Ladwig, Uwe Rasch und Marion Bertling (Sprecher Audioinstallation)
Udo Herbst (Musik Audioinstallation)
Xenia Multmeier (Konzept und Regie)
Presse
"gelungene Bilder... feinsinnig" Westfälische Nachrichten über "Tränen für Man Ray"
"kann nahe, wenn nicht unter die Haut gehen... aufrüttelnde Texte, eindrucksvolle Videos" Westfälische Nachrichten Über "Uprising"
"Dieser eindrucksvollen Inszenierung gelingt es jedenfalls definitiv, ein Andenken in die Köpfe des Publikums einzupflanzen." Westfälische Nachrichten über "Das Mädchen"
Mohnnacht-Ein Schauerstück mit Texten und Liedern der Romantik
Regisseurin Xenia Multmeier verwebt Texte und Lieder zu einer Nacht des Irrationalen, des düster Schaurig-Schönen. Den Plot liefert Hoffmann: Schwere Träume suchen den Studenten Nathanael heim, (s)ein böser Geist führt ihn immer tiefer abwärts in eine finstere Nacht. Da trifft er die schöne Olimpia. Verwirrende Leidenschaft und dunkle Ahnungen treiben ihn über die Grenzen der Vernunft hinaus... Die Lieder und Gedichte kommentieren die Höllenfahrt Nathanaels.
Ein Abend zu den romantischen Themen Sehnsucht, Mystik, Nacht und dem Traum, einen künstlichen Menschen zu erschaffen.
Credits
Alexandra Baensch, Marion Bertling, Alexander Rolfes, Anne Schömann-Finck, Christoph Winges
Musiker: Johannes Dolezich (Klavier), Almuth Herbst (Mezzosopran), Udo Herbst (Gitarre)
Buch und Regie: Xenia Multmeier
Presse
Die Mezzosopranistin Almuth Herbst singt machtvoll Lieder, deren rhythmisch und harmonisch verfremdete Begleitung durch Tasteninstrumente (Johannes Dolezich) und Gitarre (Udo Herbst) die erzählerische Brisanz verschärft. Bis das mystische Schauerstück in psychopathischen Horror abdriftet. Eine frische Aufführung, die voller Spontaneität, Improvisationslust und Natürlichkeit steckt, mit düsterer Spannung und theatralischer Wucht punktet. Unbedingt sehenswert!
Münstersche Zeitung, 11.11.2009
Düster, schaurig, unheimlich - und zugleich urkomisch. (…) Fantasie und Realität verweben sich zu einem dichten Knäuel, das sich kaum entwirren lässt, aus dem das Stück seine Dynamik gewinnt. (…) Und bei all dem Grusel: Nie mangelte es an Humor, der immer feinsinnig daherkam, sich wie ein doppelter Boden in das Stück einschlich. (…) Vermutlich heißt das Stück nicht ohne Grund „Mohnnacht“ – schließlich ist Mohn ein Opiat und wirkt schmerzlindernd: Wem die Dunkelheit dieser Jahreszeit zu schaffen macht, dem sei ein Abend mit dem theater en face wämstens empfohlen.
Westfälische Nachrichten, 11.11.2009
Kristalline Interpretationen machen den Abend zu einem Erlebnis.
GIG, November 2009
nenenene, jajajaja-Büchner, Beuys und die Revolution (2006)
Credits
Marion Bertling, Uwe Rasch, Alexander Roggenkamp, Alexander Rolfes, Anne Schömann-Finck.
Musik: Udo Herbst
Buch und Regie: Xenia Multmeier
Presse
Beuys Auftritte sind kurz, ungekünstelt und doch unübersehbar (…) In knappen Sätzen überschreibt er diese Aktionen mit seinen Gesellschaftsvisionen. Seine Vision ist der erweiterte Kunstbegriff, in dem jede menschliche Tätigkeit gestalterisch auf Gesellschaft, Kultur, Politik und Ökologie einwirkt. (…) Oder leben wir doch „in einem ewigen Gewaltzustand“, und können Gewalt nur mit Gewalt begegnen, wie eine Figur Büchners fordert? Die Zuschauer können die Synthese bilden.
Münstersche Zeitung, 03.11.2006
Gedankenschwere und leichtlebige Unterbrechungen, rasant, aktuell. (…) Es wirkt besonders, dass die Bühnen auf das Wesentliche reduziert und ins tiefe Dunkel getaucht sind. Zwischen die Szenen legt Udo Herbst seine Klangelemente, die man vielleicht „Kupfersound“ nennen kann: An einer Stange aufgehängt Metallkörper und ein Eigenbau-Piano liefern Klänge zwischen Fabrikemissionen, Mahagonny und den Nachtlauten afrikanischer Steppen. Uwe Rasch spielt täuschend echt.
Westfälische Nachrichten, 03.11.2006
On (oh) NO! Education-Projekt zu Kunst, Pädagogik und Philosophie (2016)
Welche Stimmen streiten sich bis heute über die Förderung kindlicher Entwicklung zum gesellschaftlichen Wohle? Schiller und Rousseau, Montessori und modernes Classroom-Management, Künstler – sie alle reden sich die Köpfe heiß in witzigen und ernsthaften Dialogen. Als roter Faden zieht sich der Struwwelpeter durch das Stück – vom Nervenarzt und Jugendpsychiater Heinrich Hoffman 1844 geschrieben, illustriert er klinische Phänomene unserer Zeit.
Erzählt wird eine Fantasie über Karl Friedrich Gauß´ ambivalente Erziehungskarriere. Das gleichzeitig lineare und widersprüchliche Leben des Künstlers der Arithmetik, Astronomie und Geometrie sowie die Verbote, von denen das Kinderbuch handelt, bieten Anschauungsmaterial für die Themen, die sich im Stück in 6 Bildern entfalten: Konzentrationssteigerung – Umgang mit Bedürfnissen – Leistungsdenken – Gewalt und Freiheit – Spezialisierung zum „Taugeetwas“ – Burnout und Vereinzelung.
Live-Musik mit der renommierten Mezzosopranistin Almuth Herbst, Tanz, bewegte Bilder und ironische Leichtigkeit würzen den pädagogischen Salat.
Credits
Marion Bertling (u.a. Maria Montessori)
Frank Bonczek (u.a. Wilhelm Eduard Weber)
Frederic Clausen (u.a. der Direktor)
Stephanie Escudeiro-Kießling (u.a. Eugen Gauß)
Sarah Giese (u.a. Minna Gauß)
Uwe Rasch (u.a. Robert Filliou)
Christoph Winges (Carl Friedrich Gauß)
Vivien Hecht (Tanz und Choreografie)
Musik:
Almuth Herbst (Mezzosopran)
Udo Herbst (Gitarre)
Video: Xenia Multmeier / Torsten Rother
Regieassistenz: Gerrit Althüser
Regie und Collage: Xenia Multmeier
Presse
Multmeiers Collagentechnik, die auf abwechslungsreiche Weise Bewegung (Choreografie und Tanz: Vivien Hecht), Musik von Almuth und Udo Herbst sowie videounterstützte Szenen und Schauspiel miteinander verbindet, kommt gut an. Gelungen auch Xenia Multmeiers und Frederic Clausens vielfältig einsetzbare Kulisse aus Papier. Wenn Mütter ihre Köpfe hindurchstoßen, um den Nachwuchs zu kontrollieren, hat das auch etwas Komisches.
Westfälische Nachrichten, 06.03.2016
Poetischer und witziger Parforceritt durch die Geschichte der Erziehung und die gegenwärtige Bildungsmisere. Staubtrockene Pointen: Christoph Winges. Entzückend wildromantisch: Stephanie Escudeiro-Kießling.
GIG, März 2016
Portnoys Beschwerden-nach Philip Roth (2009)
Der intelligente junge Mann macht äußerlich eine an den American Way of Life angepasste Karriere in einer New Yorker Kommission zur Bekämpfung von Diskriminierung, jedoch hat er die Vorurteile seiner Umgebung so internalisiert, dass er unter Zwangsphantasien, in Form von antisemitischen Zeitungsschlagzeilen, leidet. Genauso kann er die Überfürsorge seiner Eltern nicht abschütteln, das Tor zur Freiheit wird schon in der Pubertät eine ausschweifende Sexualität mit obsessiver Selbstbefriedigung, später dann mit häufig wechselnden Freundinnen.
Doch eine Befreiung gelingt nicht, Minderwertigkeits- und Schuldkomplexe gehen mit seinen Erlebnissen Hand in Hand. Eine junge Frau, das „Äffchen“, ungebildet aber die „Erfüllung seiner schlüpfrigsten Pubertätsträume“, rührt den gebildeten Akademiker besonders an, doch als sie sein fest zementiertes emotionales Korsett bedroht, flieht er nach Israel. Dort hofft er, endlich im gelobten Land zu sein...
Der Roman, 1969 erschienen, wurde schnell zu einem Bestseller, spaltete sein Publikum jedoch, da insbesondere die detaillierten Sex-Szenen im prüden Amerika auf Empörung stießen. Doch auch die feine Dialektik, mit der der jüdische Autor Roth in seinem Kunstprodukt jüdisches Bewusstsein zeichnet, wurde z.T. vergröbert als Antisemitismus rezipiert.
Die Spannweite zwischen Komik und anrührenden Szenen interessierte besonders bei der Bühnenadaption von theater en face. Fünf Schauspieler bringen Portnoys Beschwerden knapp konzentriert auf die Bühne.
Credits
Stephanie Escudeiro-Kießling (das Äffchen), Uwe Rasch (Vater Portnoy), Alexander Roggenkamp (Portnoy), Anne Schömann-Finck (Soldatin), Ellen Zitzmann (Mutter Portnoy)
Bühnenfassung und Regie: Xenia Multmeier
Presse
Wer „Elegy“, die Verfilmung eines Spätwerks von Philip Roth, gesehen hat, sollte die Bühnenfassung seines Frühwerks „Portnoys Beschwerden“ auf keinen Fall verpassen. Was Xenia Multmeier mit dem theater en face aus dem urkomischen, widerspenstigen, fröhlich sexistischen und das jüdische Leben kritisierenden Roman gefiltert hat, ist teils Essenz des Stoffes, teils aktuelle Neudeutung. (…) Ein toller Abend, mit Szenenbeifall und vielen Lachern. Der großartige Alexander Roggenkamp überführt Portnoys anmaßende Selbstgerechtigkeit in eine Studie melancholisch-tragischen Außenseitertums: mit Dreifinger-Technik.
Westfälische Nachrichten, 01.07.2009
Salomons Traum-Komödie (2019)
Spannungen prägen diese Reise durch das von Religionsfragen beunruhigte Europa, die sich in geschliffenen Dialogen mit Wortwitz entladen.
Die Tänzerin Frauke Barfues verkörpert den Elefanten mit originellen Choreografien.
Credits
Philine Bamberger
Paula Berdrow
Marion Bertling
Lena Bodenstedt
Stephanie Kieswick
Richard Pollex
Torsten Rother
Frauke Barfues (Tanz)
Udo Herbst (Musik)
Lean Völkering (Regieassistenz)
Xenia Multmeier (Dialogfassung und Regie)
Presse
Treffsichere Komik durchzieht das gesamte Stück, Wortwitz, actionreich, amüsant."
Helmut Jasny in den Westfälischen Nachrichten vom 4.11.2021
Seltsamkeitsbegierde-Theater, Performance, Video (2000)
Credits
Performance:
Marion Bertling, Xenia Multmeier, Ellen Zitzmann
Video:
Martin Enders, Rainer Mensing
Regie:
Xenia Multmeier
Presse
Die Darstellerinnen zauberten mit einfachsten Requisiten eine besondere Atmosphäre auf die Bühne. Die Gesprächsszenen lassen Raum für die Phantasie des Zuschauers – nichts ist hier endgültig festgelegt. Hier ist eine Collage entstanden, die den Namen „Seltsamkeitsbegierde“ verdient – denn das Stück weckt Gier nach Seltsamkeiten, den Sinn für Unsinn und schafft Platz für die Tiefenwirklichkeiten im Alltäglichen und Zwischenmenschlichen.
Münstersche Zeitung vom 25.10.2000
Anspruchsvolle Collage – eigenwillige Umsetzungen. „Seltsamkeitsbegierde“ ist eine vergnügliche Auseinandersetzung mit menschlichen Schwächen und Stärken. Die gelungene Auswahl der Stücke gewinnt an farbiger Strahlkraft durch die engagiert spielende Gruppe „en face“, die jedem einzelnen Segment einprägsam Leben verleiht.
Westfälische Nachrichten, 25.10.2000
Tadellöser & Wolff-nach dem Roman von Walter Kempowski (2004)
Das Geschichte einer deutschen Familie im 2. Weltkrieg: Hitlerjugend und Jazz, (Propaganda)parolen und interner „Familienschnack“, Leberwurst und „braunes Pack.“ – „wie isses nur bloß möglich?“
Credits
Marion Bertling (Margarethe Kempowski), Benjamin Haag (Robert Kempowski), Monika Jordanow (Ursula Kempowski), Uwe Rasch (Karl Kempowski), Alexander Roggenkamp (Walter Kempowski), Torsten Rother (Sven Sörensen), Christian Völtz (Manfred), Ellen Zitzmann (Frl. Schnabel).
Regie: Xenia Multmeier
Presse
theater en face glänzte mit „Tadellöser und Wolff“ – (…) gar nicht Bange ob des großen Erbes inszenierte Regisseurin Xenia Multmeier das Gesellschaftsdrama für die Bühne neu, entschlackte es ordentlich und modernisierte es mit flash-artigen, aber pointierten Mini-Szenen. Das Ergebnis braucht sich hinter dem Original nicht zu verstecken: Das Ensemble „theater en face“ begeisterte die Zuschauer. Das lag neben den bis ins kleinste Detail historisch korrekten Requisiten und Kostümen vor allem an den tadellosen und mit wunderbar hanseatischem Akzent sprechenden Schauspielern, die mit ihrer Ausdruckskraft an die alten Ufa-Filme erinnerten. Vor allem Uwe Rasch als leicht hysterisches, aber dennoch liebevolles Familienoberhaupt Karl glänzte mit tragikomischen Paraden. Als „Swing-Kid“ deutete Alexander Roggenkamp (Sohn Walter) das zwiespältige Innenleben seiner Generation sehr nuanciert, aber wirkungsvoll an. Für Lachsalven, aber auch Mitleid sorgte Marion Bertling, die als grenzenlos naive Mutter sehr gut verdeutlichte, warum Vergangenheitsbewältigung für gerade diese Generation so schwierig wurde. (…)
Münstersche Zeitung, 26.11.2004
Mitunter wird es mulmig (…) Uwe Rasch kriegt die Gekränktheit des respektgewohnten Patriarchen großartig hin. Damit bringt er das Problem der Kempowskis auf den Punkt. Der Rostocker Reeder-Familie wird es viel zu selten mulmig in den Jahren 1939 – 1945, ihr gemütliches Leben ist „Tadellöser und Wolff. Von den Nazis hält man nicht viel, aber eine ausgeprägte Meinung leistet man sich auch nicht. Das ist zugleich das Problem der sehr ehrgeizigen Produktion, die bürgerliche Behaglichkeit lässt sich wunderbar persiflieren, (…) ist herzerfrischend komisch. Dass hier aber auf einem Vulkan getanzt wird, könnte bisweilen noch deutlicher werden. (…) Der Spaß hört auf, wenn Mutter persönlich zur Gestapo läuft, um ihren dämlichen dänischen Schwiegersohn rauszuhauen. Parteiabzeichen gegen Fuchs-Kragen, Menschenverachtung gegen Mutterliebe, und das alles unmittelbar zwischen den aufmerksamen Zuschauern – das ist beklemmend stark.
Westfälische Nachrichten, 26.11.2004
Tobende Ordnung-Stück für Entrückte, Tänzer und Schauspieler (2013)
Mitfahren in Zügen, die sich kreuzen auf unsichtbaren Schienen über den Baumkronen, mitgehen im Salto mortale, mit Ohrfeige und Faustschlag, und sich in den Herzkammern wiedertreffen – das zehnköpfige Ensemble setzt die zarte und ausdrucksstarke Lyrik der Art Brut in Szene und kontrastiert sie mit künstlerischen Manifesten. Kunst und Konzept stürzen sich auf Lust und Leben.
. Ein Abend über Ordnung, Bewegung und Chaos, Freiheit, eingesperrte und sich Bahn brechende Gefühle.
Das Stück „Tobende Ordnung“, inszeniert in einem white cube, der Klinik aber auch Ausstellungsraum sein kann, funktioniert wie eine lebende Ausstellung.
Thematischer Leitfaden ist die Idee der Kunst und des Schreibens als Überlebenskonzept. In vier „Ausstellungsräumen“ werden diese Idee und die Produkte dieses Überlebenstrainings unter verschiedenen Blickwinkeln präsentiert.
„Ausstellungsgegenstände“ sind zum einen Texte von Frauen, die in die Mühlen der Psychiatrie um 1900 gerieten, teils auch, nachdem sie sich gegen sexuellen Missbrauch zur Wehr setzten.
Es sind schriftliche Zeugnisse, die neben vielen Zeichnungen und textilen Kunstwerken unter extremen Bedingungen entstanden, ohne Zeichen- oder Schreibpapier, z.T aus Haaren, Bettzeug oder anderen, gerade habhaften, Textilien hergestellt. Grundlage für eine gespielte Fassung ist z.B. ein Brief in Form eines gestickten Teppichs, 87 x 82 cm, der auf der Vorderseite die Geschichte der Autorin in Bildern zeigt, auf der Rückseite ihr Schicksal in einem Brief an den Kaiser gestickt (!) schildert.
Sprunghaft, wie sie in den Zeichnungen der Frauen auftauchen, kommenTexte heutiger AutorInnen aus Westfalen vor, die z.T. in Schreibwerkstätten im Alexianer entstanden sind. Sie sind auch in getanzter oder musikalischer Form zu sehen und hören. Diese Texte atmen intensive Gefühle und überzeugen durch gedankliche Direktheit.
Dieses Material tritt in Dialog mit Konzepten, Manifesten und Anspielungen auf Werke von Künstlern wie Sol Lewitt, Robert Filliou, Martin Kippenberger, Jonathan Meese, Filippo Tommaso Marinetti, Bruce Nauman. Auch Jean Dubuffet selbst, Sammler und Prophet der Art brut, kommt zu Wort.
Die Produktion wurde vom Kunsthaus Kannen freundlich unterstützt.
Credits
Paula Berdrow, Frederic Clausen, Stephanie Escudeiro-Kießling, Sarah Giese, Uwe Rasch, Anne Rolfes, Torsten Rother, Christoph Winges
Live-Musik von Michael Holz (Posaune und Klavier)
Tanz: Vivien Hecht
Konzept und Regie: Xenia Multmeier.
Presse
Prinzhorn Aktuell
Xenia Multmeiers Intention geht doppelt auf: räumlich und über das Schauspiel selbst. Es ist wie ein Spiel mit Emotionen: Wie viel hält der Mensch aus?
Westfälische Nachrichten, 07.10.2013
Mit Kunst aus seelischen Nöten – großer Respekt für Schauspieler, Musiker und die Regie: Sehenswert!
Münstersche Zeitung, 07.10.2013
Mit Performance, Drama und Tanz erforschen die zehn Darsteller die Topografie von Lebenslust und Verzweiflung, Ausgeliefertsein, Renitenz und Widerstandskraft und die ergreifend poetischen Glücksfälle von Schieflagen. Aus dem starken Ensemble, das gekonnt die ganze Klaviatur von zarter Melancholie bis zu befreiendem Grimassieren beherrscht, stechen insbesondere die hinreißend kraftvoll-grazile Tänzerin Vivien Hecht und die raffniert kalkulierten musikalischen Interventionen von Michael Holz (Posaune und Klavier) heraus.
GIG im Oktober 2013
Tuning Schubert -ein Stück nach Motiven der Winterreise (2012)
Traum und Wirklichkeit verschwimmen, das eigene Leben scheint zu entgleiten. Tanz, poetische Bilder, kraftvolle Texte und die zu Herzen gehende Schubertsche Musik (Gesang: Almuth Herbst, Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen) begleiten die Winterreise. Udo Herbst löst die klassische Liedbegleitung im Verlauf des Stücks immer weiter auf, bis nur noch der kristallklare Gesang die Soundcluster durchdringt.
Credits
Heike Appel (Tanz), Marion Bertling, Sarah Giese, Uwe Rasch, Anne Schömann-Finck, Christoph Winges
Mezzosopran: Almuth Herbst
Gitarre / Synthesizer: Udo Herbst
Bühne: Robert Baron
Konzept und Regie: Xenia Multmeier
Presse
Weiße Klötze bevölkern die Bühne. Einer von ihnen ist ein Fremder. Er ist aus Eis. Während der knapp 90minütigen Aufführung wird er sich unbemerkt ein wenig davonmachen, schmelzen und in einen bewegteren Aggregatzustand übergehen - wie das lyrische Ich in der Winterreise, dessen Schmerz in immer größere Todessehnsucht übergeht.
Das „theater en face“, das seit vielen Jahren in bewährter Intensität Theater-Projekte präsentiert, hat sich an eine Bearbeitung der Winterreise gemacht. Die Regisseurin Xenia Multmeier hat mit ihren fünf Darstellern, kongenial unterstützt durch den Musiker Uwe Herbst und den Gesang Almuth Herbst eine mutige szenische Antwort auf Schuberts Liederzyklus gefunden. Bei Multmeier und Herbst wird der Gesang durch elektronische Musik begleitet und verfremdet. Musikalisch ist das ein Gewinn, denn manches Lied ist allzu vertraut und kann so neu entdeckt werden. Die Regie führt den losen Szenenreigen über Motivbögen vom „Verlassen“ über „Schwarz“ und „Fluchten“ bis zu „Weiß“.
Wie auch die Schubertsche Komposition, die in ihrer tieftraurigen Wehmut bereits den Tod des Komponisten vorwegzunehmen scheint, kreisen die Motive um Tod, verschmähte Liebe, Stürme im Draußen und Drinnen, und um das große Rätsel der Zeit. Marion Bertling, Sarah Giese, Uwe Rasch und Christoph Winges spielen in schnell wechselnden Schnitten Versatzstücke.
Besonders wohltuend sind die Ausflüge ins komische Fach, wenn zum Beispiel alle traditionellen Bräuche aufgezählt werden, die es braucht, damit eine Ehe glücken kann. Wie fragil das Glück ist, man kann es kaum augenscheinlicher machen. Videoinstallationen untermalen die Szenerie.
Eine wunderbare Erweiterung innerhalb des Werks ist die Tänzerin Heike Appel.
Westfälische Nachrichten, 16.10.2011
Der Schlaf einer jungen Frau, deren Gesicht auf einer Projektionsfläche im Hintergrund zu sehen war, gebar Ungeheuer menschlicher Einsamkeit. (…) Heinrich Kleists kriegerische Sprachgewalt schien die unheimlichen Abhörprotokolle von Wehrmachtsoldaten, die ihre Grausamkeiten lachend bereden, mit hellseherischer Düsternis vorwegzunehmen.
Die theatralischen Schubert-Interpretationen von Almuth Herbst verweigerten sich aller Lieblichkeit und biederen Konvention. Vom „Lindenbaum“ fielen die schönen Herbstblätter, ein paar Schnipsel von Udo Herbsts E-Gitarre katapultierten die Schubertschen Trostlosigkeiten in die verhexte Gegenwart. Zurück blieb ein Grillenzirpen, ein Augenblick bewegter Stille: das Leben – eine Erschütterung.
Münstersche Zeitung, 07.11.2011
„Seit der Entdeckung der Quantenphysik müssen wir davon ausgehen, dass das Universum jede mögliche Geschichte hat.“ Diesseits der Quantenmechanik zeigt das neue Stück von theater en face, dass auch die Welt der Bedeutungen und des Bewusstseins als Quell jeder möglichen Geschichte herhalten kann. Eine junge Frau berichtet begeistert von Heiratsritualen, Wehrmachtspiloten erzählen vom Spaß, englische Landgesellschaften im Tiefflug zu füsilieren, und ein nasser junger Mann wird im Schoß einer Frau getrocknet.
Die Vielstimmigkeit von Xenia Multmeiers Text- Bewegungs- und Klangcollage pulsiert in den Synkopen der Trauer, Verlorenheit, Gewalt, Lebensbejahung, Nostalgie und Dumpfheit. Jede Stimme, jede Geste eine Selbstbehauptung, jede Selbstbehauptung ein Störtext der anderen. Wobei immer wieder „Textteile fehlen“. Das ist der Stoff, aus dem unsere Räume sind. (…)
Man könnte vermuten, dass „Tuning Schubert“ nur eine freundliche Ausdrucksvariante für „Deconstructing Schubert“ sei. Aber die „Winterreise“ wird weder dekonstruiert noch aktualisiert. „Postmodernes Zitieren ist nicht gemeint“, sagt eine Stimme. In die romantische Metaphysik schiebt sich moderne Physik; wo Sinn sich zu verflüchtigen droht, schleicht sich Sinnlichkeit ein.
GIG im September 2011
Verborges in der Bibliothek -(2015)
Credits
Gerrit Althüser, Thiemo Epping, Michael Holz, Anna Kehl, Inga Schwemin, Anna Zuther
Presse
Raffiniertes Spiel mit dem Realen und Surrealen – literarische Spannung zwischen Buchregalen.
Westfälische Nachrichten, 25.06.2015